Moin Hamburg! Ohne Moin kein Hamburg! Die freien Tage über Ostern 2019 nutzten wir für einen Kurztrip nach Hamburg, in die Perle des Nordens. Doch wir sind nicht nur zum Sightseeing gekommen, sondern um den Dialog im Dunklen zu erleben. Was das ist und wie es die eigene Welt verändert, erfährst du hier.
Inhaltsverzeichnis
# Dialoghaus Hamburg
Das Dialoghaus Hamburg liegt in der Speicherstadt unweit der Poggenmühlen-Brücke und der U-Bahnstation Meßberg. Das Dialoghaus zeigt dir eine Welt in der Dunkelheit, in der Stille und im Alter. Es ermöglicht dir die Dinge mit anderen Augen zu sehen und im Dialog mit den Guides neue Bereiche zu entdecken. Zurzeit werden drei Erlebnisausstellungen angeboten: Dialog im Dunkeln, Dialog im Stillen und Dialog mit der Zeit. Je nach Dialogform wirst du von blinden, gehörlosen oder älteren Menschen begleitet. Alle drei Dialoge befinden sich im gleichen Gebäude.
Hier kannst du die Tickets buchen!
*Dialog im Dunkeln
Mach für einen kurzen Moment die Augen zu! Du siehst nichts! Tiefschwarze Nacht!
Kannst du dir vorstellen, dass das immer so ist? Keine Farben mehr zu sehen, keine Gesichter, kein Meer, kein Wald und noch nicht mal dich selbst?
Im Dialoghaus Hamburg kannst du dich auf den Perspektivwechsel einlassen und von der visuellen Welt pausieren. Dialog im Dunkeln ist eine Ausstellung, in der du nichts siehst. Alles ist komplett schwarz. Du begibst dich in eine dunkle Welt, in der etwa 2 % der Menschen in Deutschland leben.
Ein blinder oder stark sehbeeinträchtigter Guide führt dich in einer kleinen Gruppe (max. 8 Personen) 60 oder 90 min lang durch die Dunkelheit. Dein einziges Hilfsmittel ist ein Blindenstock. Und sonst kannst du nur auf deine Sinne vertrauen.
Dialog im Dunkeln zeigt dir die Welt, wenn du sie nicht sehen kannst. Wie ist es eine Straße zu überqueren, ohne die Ampel und die Autos zu sehen? Wie erlebt man eine Hafenrundfahrt in Hamburg, wenn man nichts sieht? Wie geht man einkaufen?
Die ersten 10 Minuten waren die härtesten und die Nervosität am höchsten. Langsam fasst man Vertrauen zum Guide und die anderen Sinne übernehmen und schärfen sich. Jedes Gefühl von Zeit und Raum geht verloren. Das Hören nimmt dabei eine entscheidende Rolle ein, gerade zum Lokalisieren der anderen und der Umgebung. Es ist erstaunlich, wie man die Musik wahrnimmt, wenn man nichts sieht. Oder die Formen ertastet und das Bild dazu entwickelt.
Der Geschmack wird intensiver. Das kann man in der Dunkelbar am Ende testen, wo diverse Snacks und Getränke angeboten werden (Geld nicht vergessen). Ich habe eine Cola noch nie so wahrgenommen.
Ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel verraten, da du diese Erfahrung unbedingt selbst machen solltest.
*Dialog mit der Zeit
Nach dem Dialog im Dunkeln waren wir neugierig, was das Dialoghaus noch zu bieten hat und entschieden uns die Ausstellung Dialog mit der Zeit zu besuchen. Die Ausstellung zeigt das Potenzial des Alters und begleitet das Älterwerden. Hier ist das Einstellungskriterium für die Guides ein Mindestalter von 70 Jahren. Für die Ausstellung benötigst du ungefähr 90 Minuten. Im Dialog mit dem Guide zu eigenen Vorstellungen des Älterwerdens geht es durch mehrere Stationen und Räume.
Das „Altern“ beginnt nicht erst ab 60 Jahren. Jeder wird schon ab dem Moment seiner Geburt älter! Du kannst es nicht vermeiden. Mit dieser Erkenntnis beginnt die Führung.
Du lernst das Leben als älterer Mensch kennen und entwickelst ein Gefühl für die Sorgen und Krankheiten.
Am Ende ist wohl das Wichtigste den Moment in der Gegenwart zu genießen. Älter werden wir alle. Es ist nur die Frage, wie wir damit umgehen.
Tipp: Wer eher in Süddeutschland wohnt, kann auch den Dialog im Dunkeln in Wien besuchen.
In Frankfurt wird im Herbst 2019 das dortige Dialogmuseum mit einem Dialog im Dunkeln wieder eröffnen.
# Reeperbahn Lust & Laster
Wenn man in Hamburg ist, darf die Reeperbahn bei keinem Besuch fehlen. Als Hamburg-Neulinge haben wir bei „Unser Hamburg“ die Führung Lust & Laster gebucht. An der U-Bahnhaltestelle St. Pauli ging es los und wir stürzten uns mit Jörg ins Getümmel.
Die Reeperbahn ist die wohl sündigste Vergnügungsmeile Deutschlands mit Stripclubs, Sexshops, Theatern, Bars und Rotlichtviertel. Kurz: Sex, Drugs and Rock’n‘Roll.
Der Namensursprung hat nichts mit Vergnügen, sondern mit harter Arbeit zu tun. Auf der Reeperbahn drehten früher die Seiler, im Norden Reepschläger genannt, die Taue und Seile für die Schiffe. Die Schifffahrt in Hamburg trug maßgeblich zum Erfolg bei. Die Männer kamen von See zurück und suchten ihr Vergnügen auf der Reeperbahn. Ende der 70er/80er Jahre gab es ungefähr 20.000 Prostituierte. Die Nutella Bande und die GMBH beherrschten den Markt. Jetzt hat sich die Zahl stark reduziert und es arbeiten noch ungefähr 3.000 Prostituierte in Hamburg.
Tipp: Wer im Winter in Hamburg ist, sollte den Weihnachtsmarkt Santa Pauli besuchen. Die Betreiber verteilen aus Erfahrung schon Sägespäne auf dem Boden, damit die Betrunkenen weicher fallen. Legendär ist die Pornokaraoke im Zelt mit Stöhn- statt Sangeskunst.
# Highlights in Hamburg
Neben unserem Besuch im Dialoghaus darf ein bisschen Sightseeing natürlich nicht fehlen. Direkt vom Dialoghaus ging es durch die Speicherstadt, die als weltgrößter historischer Lagerhauskomplex zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Ebenfalls in die Liste wurde das Kontorhausviertel aufgenommen, welches im südöstlichen Bereich der Altstadt liegt.
Wir spazierten über viele Brücken zur Elbphilharmonie und weiter zu den Landungsbrücken.
Wusstest du, dass Hamburg 2500 Brücken hat? Das sind mehr als Amsterdam und Venedig zusammen!
In der Mitte von den Landungsbrücken 6 und 7 befindet sich der Zugang zum Alten Elbtunnel. Tief unter der Erde kann man auf die andere Elbseite laufen. Auf dem Bernsteinplatz hat man einen schönen Blick auf das Zentrum von Hamburg und kann die vorbeifahrenden Schiffe beobachten.
Hamburgs grünes Herz schlägt zwischen den Messehallen Hamburg und dem Dammtor. Im Stadtpark Planten un Blomen, was auf Plattdeutsch Pflanzen und Blumen heißt, findest du Entspannung und Ruhe.
Tipp: Für die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln lohnt sich ab 2 Personen eine Gruppentageskarte ab 9 Uhr für 12,20 €.
*Hafenrundfahrt mit der Linie 62
Die Fährlinie 62 ist die wohl beliebteste Fähre bei Touristen. Sie fährt elbaufwärts an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei und ist damit eine kostengünstige Alternative zur klassischen Hafenrundfahrt. Das Schiff legt an der Landungsbrücke 3 ab und fährt von da bis nach Finkenwerder. Man kann sitzen bleiben und die ganze Runde fahren oder zwischendurch aussteigen. In Neumühlen/Museumshafen Övelgönne kannst du aussteigen und dich in ein Strandcafé setzen oder am Elbstrand Övelgönne die Sonne genießen.
*Restauranttipp
Im Portugiesischen Viertel unweit der Landungsbrücken kannst du sehr leckere, portugiesisch-spanische Fisch- und Fleischgerichte im Beira-Rio, Hafentor 3, 20459 Hamburg, genießen. Wir waren begeistert von der Fischplatte und der Qualität des Essens.
Tipp: In der Skyline Bar 20up, im 20. Stock des Empire Riverside Hotels in Hamburg, kann man einen Cocktail über den Dächern der Stadt genießen.
Natürlich hat Hamburg noch viel mehr zu bieten: Alsterspaziergang, Villenviertel, Fischmarkt, Miniaturwelt, Musical König der Löwen, …
Und du? Warst du auch schon in Hamburg? Was sind deine Highlights in Hamburg? Traust du dich für 90 min blind zu sein? Lass einfach ein Kommentar da!
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